Bäckerei-Monitor: Viel Stress für Bäcker & Co.

© NGG/Tobias Seifert

Die 1780 Mitarbeiter in den 77 Bäckerei-Betrieben hier in der StädteRegion Aachen arbeiten oft unter großem Zeitdruck und Stress - und ohne Migranten geht in der Branche in der Zukunft nicht mehr viel.

Das sind zwei Ergebnisse des "Bäckerei-Monitors", den die Hans-Böckler-Stiftung im Auftrag der Gewerkschaft NGG gemacht hat.

Weitere Ergebnisse:

  • Gut die Hälfte der Beschäftigten klagt demnach darüber, oft Überstunden machen zu müssen.
  • Knapp die Hälfte arbeitet mit wenig Pausen.
  • 84 Prozent beklagen, dass Personalmangel im eigenen Betrieb für sie zu spürbaren Belastungen führe.

Allerdings passiere in der Backbranche gerade viel, was die Arbeit in Bäckereien erleichtern könne: „Schafft eine Bäckerei zum Beispiel neue Kühltechnik an, kann der Teig schon am Vortag vorbereitet werden. Morgens wird dann gebacken. Dadurch liegen ein paar Stunden mehr Schlaf drin“, sagt Tim Lösch, der Geschäftsführer der NGG Aachen.

Lösch appelliert an die Bäckereien in der Städteregion Aachen, die Jobs der Branche attraktiver zu machen. Dabei sei der fehlende Nachwuchs ein entscheidender Punkt. Insgesamt gebe es aktuell in den 77 Betrieben des Backgewerbes in der Städteregion Aachen 101 Auszubildende – vom Bäcker-Azubi bis zur Auszubildenden im Fachverkauf.

Beim Bäckerei-Nachwuchs sieht die NGG Aachen einen Trend: Immer häufiger setzten Bäckereien in der Region auf Migranten. „Eines ist klar: Ohne junge Menschen, die als Geflüchtete oder Zuwanderer zu uns kommen, wird das Brotbacken von morgen schwierig“, so Lösch. Schon heute habe bundesweit jeder vierte Azubi im Backgewerbe einen Migrationshintergrund.

Für den Nachwuchs habe die NGG zusammen mit dem Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks einen wichtigen Anreiz gesetzt. Das Portemonnaie der Azubis in Bäckereien sei deutlich voller geworden: Zum Ausbildungsstart bekämen sie schon 1.020 Euro pro Monat - und im dritten Ausbildungsjahr seien es sogar 1.230 Euro.

Die NGG will noch in diesem Jahr mit den Arbeitgebern über eine weitere Verbesserung der Arbeitsbedingungen verhandeln – vor allem in der Brotindustrie: „Wichtig sind bessere Arbeitszeiten. Es geht darum, die Belastungen gerade bei Früh-, Spät- und Nachtschichten besser aufzufangen: Wenn auf sechs Tage Schichtarbeit drei freie Tage folgen, dann lassen sich die Jobs in der Brotindustrie dadurch enorm attraktiver machen“, so Lösch weiter.

Die NGG werde sich unter dem Motto „Backen wir’s“ auch für bessere Löhne stark machen: „Es ist wichtig, dass alle Bäckereien Tariflohn zahlen. Denn wenn der Lohn von heute schon ein Problem ist, dann ist es die Rente von morgen erst recht."

Für den "Bäckerei-Montior" sind erstmalig bundesweit rund 1.400 Beschäftigte im Bäckerhandwerk und in der Brotindustrie befragt worden. Künftig soll es die Branchen-Analyse einmal pro Jahr geben.