Belgiens AKWS: Abschaltungen und Verlängerungen der Laufzeit

In Belgien hat die endgültige Stilllegung des Alt-Atomkraftwerks Doel 1 bei Antwerpen begonnen, am 14. Februar soll der Meiler abgeschaltet werden.

Außerdem sollen im Herbst noch Doel 2 und Tihange 1 vom Netz gehen.

Die deutschen Anti-Atomkraft-Initiativen und Umweltverbände begrüßen zwar die Stilllegung.

Gleichzeitig kritisieren sie aber auch den Plan der neuen belgischen Regierung, die Laufzeiten der Reaktoren Doel 4 und Tihange 3 um weitere zehn Jahre zu verlängern und auch wieder neue Atomkraftwerke bauen zu wollen.

Die Stilllegung von Doel 1 und 2 bedeutet, dass weniger Uran aus der Urananreicherungsanlage Gronau und der Brennelementefabrik Lingen exportiert wird. Beide Uranfabriken hatten Doel und Tihange jahrzehntelang beliefert.

Die AKWs Tihange 3 und Doel 4 sollen allerdings zehn Jahre länger laufen - auch wegen des Ukraine-Kriegs. Darauf haben sich die belgische Regierung und der Energiekonzern Engie geeinigt. Die Verlängerung sei entscheidend, um die Energieversorgungssicherheit in den nächsten zehn Jahren zu gewährleisten, heißt es. Ursprünglich war ein Atomausstieg für 2025 vorgesehen.

Stimmen:

  • "Wir haben uns für einen Stopp der Uranlieferungen aus Gronau und Lingen eingesetzt – und dafür sogar Klagen vor den Verwaltungsgerichten angestrengt. Von daher ist diese Abschaltung für uns ein Tag der Freude, weil er das Risiko eines schweren atomaren Unfalls in unserer direkten Nachbarschaft deutlich verringert. Aber wir protestieren scharf gegen mögliche neue Laufzeitverlängerungen und AKW-Neubaupläne in Belgien“, sagt Kerstin Ciesla, die stellvertretende Landesvorsitzende des BUND NRW.
  • „Die angebliche Renaissance der Atomkraft ist eine Fata Morgana. Real werden in Europa immer noch deutlich mehr Reaktoren stillgelegt, als dass neue hinzukommen würden. Und die wenigen realen AKW-Baustellen zeichnen sich durch enorme Kostensteigerungen und gravierende Baumängel aus. Das würde in Belgien nicht anders sein. In Frankreich fordert z. B. der französische Rechnungshof den Stopp weiterer AKW-Neubaupläne. Atomkraft ist eine Hochrisikotechnologie – zivil wie militärisch. Sie bleibt ein Auslaufmodell − die Zukunft gehört den Erneuerbaren“, ergänzt Dr. Angelika Claußen, die Europa-Vorsitzende der atomkritischen Ärzteorganisation IPPNW.
  • „Nicht nur die aktuellen Befürworter der Atomkraft in Frankreich und Belgien, sondern auch CDU/CSU, FDP und AfD blenden zudem allesamt das völlig ungelöste Atommüllproblem aus. Allein in NRW sind die sich anhäufenden Berge von abgereichertem Uranhexafluorid an der Urananreicherungsanlage Gronau, die 152 Castoren mit rund 300 000 Brennelementekugeln in Jülich, das alternde Zwischenlager in Ahaus mit weiterem hochradioaktivem Atommüll sowie die Reaktorruinen in Jülich, Hamm und Würgassen klare Beispiele dafür, dass die Folgen des Atomzeitalters uns noch jahrhundertelang begleiten werden. Auch deshalb gehen wir am 15. Februar in Ahaus auf die Straße, um weiteren sinnlosen Atommülltransporten und einem Wiedereinstieg in die Atomkraft einen Riegel vorzuschieben“, so Matthias Eickhoff vom Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen.

(Das Foto zeigt die Anlage in Tihange.)