NGG: Noch viele Azubi-Stellen unbesetzt

© NGG Aachen

Im August beginnt das neue Ausbildungsjahr - und viele Betriebe in der StädteRegion suchen noch Azubis.

Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) weist darauf hin, dass hier bei uns momentan noch gut 1.600 freie Ausbildungsplätze bei der Arbeitsagentur registriert sind.

Allein in der Herstellung von Lebensmitteln und Getränken kann man sich noch auf 20 Ausbildungsplätze bewerben. Und in der Aachener Gastronomie und Hotellerie warten 79 Ausbildungsstellen auf Bewerber.

Neben den bei der Arbeitsagentur gemeldeten Stellen starten laut der NGG die meisten Betriebe längst eigene Initiativen, um Azubis zu suchen - vor allem digital über Online-Portale und Social-Media-Kanäle.


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Der Aachener NGG-Geschäftsführer Tim Lösch rät jungen Menschen, beim Einstieg ins Berufsleben „die Vorteile, die eine Ausbildung bietet, zu erkennen“. Er wehrt sich dagegen, dass die duale Ausbildung mittlerweile „unter Wert gehandelt“ werde. „Es ist wie ein Reflex: Wer sein Abi oder die Fachhochschulreife in der Tasche hat, meint studieren zu müssen“, so Lösch. Dabei würden gerade Industrie, Handwerk und Dienstleistung in der Städteregion Aachen enorme Chancen bieten. Wer dort eine Ausbildung mache, dem winke in der Regel eine sichere berufliche Basis und oft auch eine prima Karriere.

Die Zeiten, in denen nur ein Studium ein überdurchschnittliches Einkommen garantiere, seien lange vorbei. Außerdem könne ja auf eine Ausbildung oft auch ein Studium draufgesattelt werden. Eine duale Ausbildung sei „keine berufliche Einbahnstraße“. Wer in der Lebensmittelindustrie starte, könne beispielsweise ein Studium in Lebensmittelchemie, Anlagenbau oder Betriebswirtschaft anschließen. In der Gastro-Branche würden sich ein Studium im Tourismus-, Hotel-, Kultur- oder Eventmanagement anbieten.

Der Geschäftsführer der NGG Aachen rät Jugendlichen, die noch auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz sind oder bei denen sich der Wunsch nach einem Studienplatz zerschlagen hat, sich bei der Agentur für Arbeit beraten zu lassen. „Aber auch die Chancen, durch eine Direkt-Akquise einen Ausbildungsplatz zu bekommen, sind enorm gut. Es bringt etwas, bei einem Betrieb anzuklopfen und zu sagen: ‚Hier bin ich. Was kann ich bei euch machen?‘ Ich kenne viele Betriebe, die locker aus dem Stegreif einen zusätzlichen Ausbildungsplatz schaffen könnten“, so Lösch.

Denn der Azubi von heute sei die Fachkraft von morgen. Und ein weiterer Fachkräftemangel verschärfe die Arbeitsbelastung in den Betrieben. Es sei einfach schlecht für die Produktivität, aber auch fürs Betriebsklima, nicht rechtzeitig für den eigenen Nachwuchs zu sorgen.

Die NGG Aachen kritisiert eine „bedauerliche Trägheit bei der Nachwuchsförderung“ in der Städteregion. Es werde grundsätzlich zu wenig ausgebildet – in der Gastronomie genauso wie in der Industrie. Die Wirtschaft brauche einen neuen "Azubi-Mut", der dann allerdings auch politisch unterstützt werden müsse. "Wird ein Azubi nach der Ausbildung übernommen, dann darf es dabei künftig keine Befristung mehr geben“, fordert Lösch.

Die NGG Aachen setzt sich außerdem für „mehr Azubi-Komfort“ ein: „In den Branchen, in denen es noch kein Azubi-Ticket gibt, machen wir uns dafür stark. Ebenso für freie Tage zur Vorbereitung von Zwischen- und Abschlussprüfungen“, so Lösch weiter. Vor allem müssten sich aber auch die Betriebe einen „Pro-Azubi-Push“ geben: „Je nach Branche ist da schon einiges zu optimieren. Das Klima – in den Küchen zum Beispiel – muss besser werden. Bei einem rauen Ton machen viele Jugendliche die Schotten einfach schnell dicht. Und die Generation Z erwartet einen – soweit es geht – digitalisierten Ausbildungsplatz“, so Lösch.

Außerdem sollten Betriebe manchmal deutlich weniger auf die Noten im letzten Schulzeugnis schielen. Stattdessen sollten sie versuchen, die Talente der jungen Leute zu entdecken. Das bedeute, dass Unternehmen mehr Gespräche zum persönlichen Kennenlernen führten und dass sie mehr Praktika anböten. Auch bei Problemen in der Berufsschule müssten sich viele Betriebe mehr engagieren und Azubis unter die Arme greifen. Außerdem biete die Arbeitsagentur durch die „Assistierte Ausbildung“ eine Art „Azubi-Nachhilfe“.