Schlucken schmerzt: Was bei Mandelentzündungen hilft
Veröffentlicht: Mittwoch, 02.04.2025 00:05

Lästige Infektion
München/Starnberg (dpa/tmn) - Der Rachen ist gerötet, die Mandeln sind geschwollen und haben einen Belag: Gut möglich, dass die Diagnose dann «Tonsillitis» lautet. So nennen Medizinerinnen und Mediziner es, wenn sich die Mandeln entzündet haben. Also eine Mandelentzündung. Kennt man ja.
Insgesamt vier Mandeln haben wir: zwei Gaumen-, eine Rachen- und eine Zungenmandel. Sie erfüllen eine wichtige Aufgabe als Teil unseres Abwehrsystems. Denn sie fangen Krankheitserreger ab, die über den Mund oder die Nase in den Körper gelangen. Doch was, wenn die Gaumenmandeln selbst Probleme bereiten? Antworten auf sieben wichtige Fragen:
1. Wodurch werden Mandelentzündungen ausgelöst?
«Auslöser sind Viren und Bakterien», sagt Prof. Christoph Reichel, geschäftsführender Oberarzt an der Klinik und Poliklinik für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde der Ludwig-Maximilian-Universität München.
Diese Erreger geraten etwa beim Sprechen, Husten oder Niesen durch Tröpfchen in die Luft. So können sie auf die Schleimhäute eines anderen Menschen gelangen und sich dort vermehren - Startpunkt für eine Entzündung.
Eine Mandelentzündung beginnt oft mit einer Infektion durch Viren. Doch dabei bleibt es mitunter nicht: «Erfolgt dann noch ein Bakterien-Befall mit Streptokokken, kommt es zu einer eitrigen Mandelentzündung», sagt Bernhard Junge-Hülsing, Facharzt für HNO-Heilkunde in Starnberg.
Eine Mandelentzündung tritt in aller Regel plötzlich auf und heilt in der Regel innerhalb von bis zu zwei Wochen wieder ab.
Übrigens: «Weil die Mandeln bei Kindern bis zu ihrer Pubertät noch nicht voll ausgebildet sind, kommt es bei ihnen häufiger zu Mandelentzündungen als bei Erwachsenen», so Junge-Hülsing.
2. Welche Symptome sind typisch für eine Mandelentzündung?
«Neben Halsschmerzen, Schluckbeschwerden und stark geröteten Mandeln können Betroffene Fieber haben», sagt Christoph Reichel. Oft fühlen sie sich zudem abgeschlagen und appetitlos.
Manchmal treten zusätzlich noch Kopfschmerzen auf. Auch Mundgeruch und geschwollene und schmerzende Lymphknoten am Hals können auf eine Infektion hindeuten.
3. Was tun bei einer Mandelentzündung?
Sie vermuten, dass eine Mandelentzündung Sie erwischt hat? Dann ist sinnvoll, eine HNO-Ärztin oder einen HNO-Arzt aufsuchen. Bei der Untersuchung schließen die Fachleute Krankheiten aus, die mit ähnlichen Beschwerden wie eine Mandelentzündung einhergehen. Dazu zählt etwa eine Diphtherie. «Beim Pfeifferschen Drüsenfieber tritt ebenfalls eine Mandelentzündung auf, wobei die Beläge auf den Mandeln gräulich statt gelblich sind», so Junge-Hülsing.
Die Behandlung einer Mandelentzündung erfolgt in erster Linie mit schmerzlindernden und fiebersenkenden Medikamenten.
Und was ist mit Antibiotika? Sie werden bei einer Mandelentzündung längst nicht immer verordnet. Denn bei einer durch Viren ausgelösten Mandelentzündung wären sie ohnehin wirkungslos.
Anders, wenn Bakterien die Übeltäter sind: «Bei eitrigen Mandelentzündungen, die mit hohem Fieber und geschwollenen Halslymphknoten einhergehen, ist das Antibiotikum Penicillin das Mittel der Wahl», sagt Christoph Reichel. Ziel der antibiotischen Behandlung ist vor allem, die Dauer von Krankheitssymptomen zu verkürzen und Komplikationen zu vermeiden.
4. Was kann man sonst noch tun, um die Beschwerden schnell loszuwerden?
«Empfehlenswert ist es, sich körperlich zu schonen», so Christoph Reichel.
Auch viel zu trinken ist hilfreich – aber das richtige. Warmer, aber nicht heißer Tee ist ideal, säurehaltige Getränke wie Cola verkneift man sich besser, sie können die Schleimhäute reizen. Auch kalte Getränke sind eine schlechte Wahl, da sie die Durchblutung hemmen.
Gerade bei Schluckbeschwerden sind weiche Lebensmittel wie etwa Bananen oder durchgekochte Nudeln angenehm zu essen. Scharf gewürztes Essen allerdings kann die Halsschmerzen verschlimmern.
Schmerzlindernde Lutschtabletten können bei Schluckbeschwerden helfen. Auch feuchte Halswickel können für Linderung sorgen. Heilungsfördernd wirkt oft auch Gurgeln mit Salbeitee. «Wichtig ist neben einer vitaminreichen Ernährung auch ausreichend Schlaf», sagt Bernhard Junge-Hülsing.
5. Wie lange ist jemand mit Mandelentzündung ansteckend?
Das kommt darauf an. «Nehmen Betroffene bei einer durch Streptokokken verursachten Mandelentzündung Antibiotika ein, sind sie etwa 24 Stunden nach Beginn der medikamentösen Therapie nicht mehr ansteckend», sagt Christoph Reichel.
Anders sieht es aus, wenn Erkrankte keine Antibiotika nehmen oder Viren die Mandelentzündung verursachen. Sie sollten sicherheitshalber so lange zu Hause bleiben, bis alle Symptome vollständig abgeklungen sind.
6. Warum haben einige Menschen ständig Mandelentzündungen?
Dann treibt eine chronische Mandelentzündung ihr Unwesen. «Das Mandelgewebe ist quasi dauerentzündet», so Christoph Reichel. Einzelne Keime bleiben in den tiefen Klüften der Gaumenmandeln zurück und verursachen immer wieder eine Entzündung.
Zu einer chronischen Mandelentzündung kann es etwa dann kommen, wenn Betroffene akute Mandelentzündungen verschleppt haben, etwa durch einen verfrühten Abbruch der Therapie.
So eine chronische Mandelentzündung kann schwerwiegende Folgen haben: Kommt es dazu, dass sich Streptokokken im Körper ausbreiten, können sich etwa Herz- oder Nierenentzündungen, Entzündungen der Gelenke oder rheumatisches Fieber entwickeln.
7. Wann sollten die Mandeln raus?
Bei immer wiederkehrenden Mandelentzündungen kann die operative Entfernung der Mandeln (Tonsillektomie) eine Option sein. «Allerdings sollte die Entscheidung für eine OP nicht leichtfertig fallen, denn die Mandeln sind ein wichtiges Organ der Körperabwehr», sagt Bernhard Junge-Hülsing. Dazu kommt, dass im Zuge der Operation Komplikationen möglich sind, gefährliche Blutungen etwa.
Nach den ärztlichen Leitlinien ist eine Tonsillektomie bei ungefähr sieben Mandelentzündungen in zwölf Monaten, etwa fünf Mandelentzündungen jährlich in 24 Monaten oder ungefähr drei Entzündungen jährlich in 36 Monaten in Erwägung zu ziehen. Für eine OP spricht auch, wenn Betroffene wiederholt ein Antibiotikum eingenommen haben und die Beschwerden sehr belastend für sie sind.

